Spielen jenseits
vom Gewinnen-Wollen

Ingo Althöfer, September 2011 und Februar 2013


Wer ein Computer-Programm für sein Lieblings-Brettspiel hat, muss deshalb noch nicht besonders glücklich sein: Oft ist einem das Ding so überlegen, dass man nur dagegen verliert. Oder das Programm ist so schwach, dass es alles andere als ein ebenbürtiger Spielpartner ist.

Ich begann irgendwann, in solchen Situationen nicht mehr auf Sieg, sondern auf Schönheit zu spielen. Entweder: Wenn ich klar besser stehe, will ich nicht nur gewinnen, sondern auch eine schöne Endstellung herbeiführen. Oder: Wenn ich sowieso chancenlos bin, möchte ich wenigstens für ein schönes Schlussbild sorgen - auch wenn die Niederlage dadurch vielleicht besonders deutlich ausfällt.

In dieser Ausstellung sind im ersten Teil Screenshots zu einigen schönen "Board-Filling Games" zusammengetragen, für die ich Computerprogramme besitze. Im zweiten Teil geht es um Bilder von schönen (Schluss-) Stellungen für normale Brettspiele zum Anfassen. Bei manchen Bildern kann man den Untertext anklicken und gelangt dadurch zu Erklärungen.




Square_Down Das "Zillions-of-Games"-Programm ist für mich viel zu stark.





Py In all seinen symmetrischen Einstellungen ist das Programm so schwach, dass ich mit links gewinne.




Grau-Stufen Py




Documenta
Unter Zillions-1 habe ich die Kiste mit links abgezockt und konnte mich dabei ganz auf das Herbeiführen einer schönen Schluss-Stellung konzentrieren. Zillions-2 ist ein ebenbürtiger Gegner.



Monte-Carlo Go

Seit 2007 dominieren Programme auf Monte-Carlo-Basis die Computer-Go-Szene. Eine ihrer auffälligsten Eigenheiten ist neben der Spielstärke (inzwischen gibt es Bots, die es auf normaler Hardware in den unteren Amateur-Dan-Bereich geschafft haben) die Bereitschaft, sich mit 0,5-Punkte-Siegen zufrieden zu geben, egal wie gross ihr Vorsprung während der Partie zwischendurch mal war. Das ist ein idealer Ausgangspunkt für "Picture Go": Man lässt der Kiste einen klaren Vorsprung und bekommt dafür im Gegenzug die Freiheit, ein Pixel-Bild eigener Wahl auf das Spielbrett zu zaubern.



Picture Go mit Many Faces




Crazy Stone ist ein eigenwilliges Monte-Carlo-Biest. Es scheint doch mehr als nur einen Minumalvorsprung ergattern zu wollen. Das Kreuz ist mir nur halb gelungen.



Leela auch, insbesondere auf dem monströsen 37x37-Brett. Tenuki geht anders!





Zum Europäischen Go-Kongress 2012 hatte Tanja Esser zwei wunderschöne Tuschebilder gemalt. Ich hatte das Glück, diese erwerben zu können. Dank an Frau Esser, dass ich die Bilder hier im Internet zeigen darf!

Die Untertitel stammen von mir. Die Go-Steine als Bandscheiben in der Wirbelsäule symbolisieren die "instinktive" oder "reflexhafte" Art der Monte-Carlo-Algorithmen. Im Gegensatz dazu haben beim menschlichen Go-Denken die Steine ihren Platz im Gehirn.



Computer Go aus alten Tagen



Old Picture Go - dass es ein Elephant werden würde, wurde mir erst nach und nach während der Partie klar.




Spiele zum Anfassen




Palago von Cameron Browne.




Zoff der Zünfte - die gelben Steine sind Thorsten Sillkes "Meisterklasse".




Carcassonne - der Dauer-Bestseller von Klaus Wrede. Viele Leute spielen es in erster Linie wegen der schönen Landschaften.




Blitz




Wie bei Escher: In welche Richtung geht die Treppe?




Opaque Stones - mit denen kann man ganz ohne Regeln spielen.


Zurück zur Hauptseite von Ingo Althöfer