Seasons of the Sun


Ein 15- bis 30-minütiges Sonnen-Spiel für zwei würfelnde Beobachter ab 8 Jahren. Von Ingo Althöfer, Copyright April 2007.

Im Zentrum unseres Planetensystems ist die Sonne. Sie versorgt die Erde mit Licht und Wärme. Die Sonne ist aber keine perfekte gelbe Kugel, sondern hat viele (vor allem innere) Strukturen und Substrukturen. Das bekannteste äussere Anzeichen der dynamischen Vorgänge in der Sonne sind die dunklen Sonnenflecken.

Die Sonnenflecken sind aber nicht von ewiger Dauer, sondern entstehen und verschwinden immer wieder neu. Sonnenbeobachter auf der Erde haben schon im frühen 19. Jahrhundert Muster in Entstehung, Entwicklung und Verschwinden der Sonnenflecken gefunden. Dabei wurde früh auch ein ungefähr elfjähriger Zyklus erkannt, in dem Sonnenflecken zunächst praktisch nicht da sind, dann immer mehr werden, in ihrer Häufigkeit ein Maximum erreichen, weniger werden und schliesslich wieder fast gar nicht da sind. Ein sehr schöner Artikel über Sonnenflecken findet sich online bei Wikipedia. (Zumindest war die Version von Anfang April 2007 sehr informativ und gut lesbar).

Das Spiel Seasons of the Sun rankt sich um die wechselnden Häufigkeiten der Sonnenflecken. Jeder Sektor des Spielfeldes steht für ein Jahr im 11-Jahres-Zyklus. Dabei ist der Kreis aufgeteilt in einen 6-Jahres-Abschnitt, in dem es grob gesprochen gut ist, viele Sonnenflecken zu haben, und den gegenüber liegenden 5-Jahres-Abschnitt, in dem Spieler wenige Sonnenflecken anstreben sollten. Beim Würfeln steht jedes angezeigte Würfelauge für einen Sonnenfleck.



Eine Beispiel-Stellung nach den ersten fünf Zügen einer Partie. Jedes Würfelauge ist ein Sonnenfleck. Ein Spieler setzt auf die orangen Scheiben, sein Gegner auf die gelben.

Die Spielregel

Spielmaterial: Der Spielplan ist kreisförmig. Darauf sind in zwei Kreisen (für jeden Spieler einer) elf Sektoren markiert. Zu jedem Sektor gehört eine Wertungszahl. Die Wertungszahlen in den sechs Max-Sektoren sind 5, 8, 9, 10, 13, 15. Die Wertungszahlen in den fünf min-Sektoren sind 9, 10, 11, 13 und 17. Es gibt drei dicke (normale) Würfel zum Würfeln und circa 60 kleine Würfel, um Sonnenflecken-Anzahlen anzuzeigen.

Spielvorbereitung: Die kleinen Sonnenflecken-Würfel werden als Haufen auf den Tisch gelegt (aber nicht auf den Spielplan!), so dass jeder Spieler leicht nach ihnen greifen kann. Dann wird mit den dicken Würfeln ausgelost, wer beginnt. Dem anfangenden Spieler gehört der äussere Kreis, dem Gegenspieler der innere.

Spielverlauf: Die beiden Spieler ziehen (bis auf wenige Ausnahmen) abwechselnd. Wer dran ist, würfelt mit den drei dicken Würfeln und zählt die Augen zusammen. Manchmal (oder oft) ist man mit der gewürfelten Augensumme nicht zufrieden. Dann darf man all die Würfel des aktuellen Wurfs, mit deren Augenzahlen man unzufrieden ist, noch einmal werfen, und zwar gleichzeitig.
Beispiel: Jemand würfelt (2,3,6) und ist auf eine hohe Augensumme aus. Dann macht es Sinn, wenn er die ersten beiden Würfel (2 und 3) nochmals wirft. Nach dem Würfeln und gegebenenfalls dem Wiederhol-Würfeln legt der Spieler die gewürfelte Augensumme - dargestellt mit Hilfe von einem oder zwei oder drei kleinen Würfeln - in einen beliebigen noch freien Sektor in seinem Kreis.
Hat der Gegenspieler auf seinem Feld in diesem Sektor schon genau die gleiche Augensumme liegen, wird neutralisiert: die Würfel von beiden Feldern des Sektors gehen zurück auf den großen Haufen. Der Sektor ist also wieder frei und wird irgendwann später neu belegt.

Die Zugreihenfolge wird geändert, wenn ein Spieler einen Sektor vollmacht und diesen dadurch für sich entscheidet. Dann ist er sofort wieder am Zug (und es geht abwechselnd weiter, bis wieder jemand einen Sektor vollmacht und dadurch für sich entscheidet). Die Zugreihenfolge ändert sich nicht, wenn derjenige, der einen Sektor vollmacht, diesen "nur" neutralisiert oder ihn gar verliert. Hat am Ende jemand schon alle Felder in seinem Kreis belegt, während der Spielpartner noch nicht fertig ist, setzt er aus, bis auch der Gegenspieler seinen Kreis voll hat.

Ende des Spiels und Abrechnung: Wegen der Neutralisierungs-Regel gibt es in jedem Sektor eine eindeutig beste Augensumme. Die Wertung eines Sektors wird dem Spieler zugerechnet, der in ihm die beste Augensumme hat. In einem Max-Sektor ist die grösste Augensumme am besten, in einem min-Sektor die kleinste. Sieger ist, wer - aufaddiert über alle Sektoren - insgesamt die grösste Wertungssumme hat.
Es folgt ein Beispiel in Tabellenform. Dabei stehen in den Zeilen AugSu-I die Augensummen von Spieler I und in den Zeilen AugSu-II die Augensummen von Spieler II.


Durch ** und Unterstriche ist markiert, wer den jeweiligen Sektor gewonnen hat. Also hat Spieler I die Sektoren Max-8, Max-15, Max-5, min-11, min-17 und min-10 für sich entschieden, was ihm als Wertungssumme 8 + 15 + 5 + 11 + 17 + 10 = 66 Punkte gibt.
Spieler II hat die Sektoren Max-10, Max-13, Max-9, min-9 und min-13 gewonnen, was ihm Wertungssumme 10 + 13 + 9 + 9 + 13 = 54 Punkte gibt.

Damit hat Spieler I insgesamt knapp gewonnen. (Hinweis: Die Summe aller elf Wertungszahlen ist 120. So kann man leicht überprüfen, ob die beiden Wertungs-Summen richtig ermittelt wurden.)


Strategie- und Taktik-Tipps:
* Natürlich sollte man versuchen, die besten Würfe möglichst auf die Max- und min-Sektoren mit großen Wertungen zu legen (z.B. Max-15 und Min-17). Manchmal ist es aber besser, sich mit einem guten Wurf einen etwas schlechter dotierten Sektor sicher zu holen, wenn der Gegner dort schon nicht ganz so gut vorgelegt hatte.
* Hin und wieder macht es auch Sinn, einen ganz mittelmässigen Wurf (am schwächsten sind im allgemeinen die Augensummen 10 und 11) auf einen Sektor zu packen, den der Gegenspieler durch eine sehr gute Augenzahl sowieso "fast sicher" hat.
* Auch wenn man zwischendurch meint, schlecht zu stehen, sollte man die Flinte nicht ins Korn werfen. In den letzten Runden kann ein Spiel noch kippen, wenn der Führende keine passenden Zahlen mehr würfelt. Das passiert besonders leicht, wenn er nur noch Felder in einem Abschnitt zu besetzen hat: entweder nur noch bei den Max-Sektoren oder nur noch bei den min-Sektoren.
* Die kleinstmögliche Augensumme bei drei Würfeln ist übrigens 3, die grösstmögliche ist 18. Beides kommt aber nur mit einer Wahrscheinlichkeit von unter einem halben Prozent vor, wenn man Würfelwiederholungen vernachlässigt.
* Der Sinn des Wechsels in der Zugreihenfolge, wenn jemand einen Sektor erobert hat, ist, dass nicht derselbe Spieler für längere Phasen in der vorteilhaften Nachhand-Position ist.
* Bei jeder neuen Partie von Seasons of the Sun wird man neue Details bemerken, auf die man achten kann.


Eine Beispiel-Partie von "Seasons of the Sun" (auf Deutsch)
A sample game of "Seasons of the Sun" (in English)

Wer "Seasons of the Sun" mit Kuli oder Bleistift auf Papier spielen will, braucht einfach nur drei normale Würfel und einen Ausdruck des ersten Fotos von der Seite mit der Beispiel-Partie. Viel Spass dabei!

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