Zu den Anfängen von
"EinStein würfelt nicht!"

Ingo Althöfer, August 2011
zuletzt aktualisiert im Januar 2018


"EinStein würfelt nicht!" habe ich im Sommer 2004 erfunden. Der Öffentlichkeit wurde es präsentiert auf der Computer-Messe "Games Convention" in Leipzig, im August 2004. Etwa dreihundert Besucher probierten es an den vier Tagen aus. Danach war ich mir sicher: EinStein würfelt nicht! (kurz auch Ewn genannt) ist ein tolles Spiel.



Messe-Impressionen 2004: Ein Stein würfelt nicht

Ewn fiel nicht vom Himmel. Sein Vorgänger war ein Fussball-Brettspiel mit Zufalls-Elementen. Hier sind einige Schritte aus dessen Entwicklung dargestellt.

Im Juli 2002, während der Fussball-WM in Korea und Japan, hatte ich ein elektronisches Spiel namens "BallaBalla" für Zillions of Games entworfen. BallaBalla wird auf einem rechteckigen Brett mit 6 x 5 Feldern und zwei Toren gespielt. Jede Seite hat elf Figuren - und es gibt zwei komische Schiedsrichter. Der Name BallaBalla deutet an, dass die Schiris manchmal ein bisschen verrückt agieren. Auf jeden Fall sind sie unberechenbar. Dieses Spiel hat eine ziemlich grosse Glücks-Komponente.



BallaBalla-Screenshot von der Zillions-Download-Seite

Ein Jahr später fing ich an, echte Brettspiele zum Anfassen zu erfinden. Dabei schaute ich mir auch BallaBalla wieder an und modifizierte es: keine Schiris mehr, die Spielfiguren bekamen Rückennummern von 1 bis 6, ein 6-seitiger Würfel wurde für einen Teil der Aktionen verantwortlich. Es ist immer noch ein Spiel mit Glücksanteil, aber auch mit einiger strategischer Tiefe. Sein provisorischer Name war Würfel-Fussball.

Im Oktober 2003, auf den Essener Spieletagen, durfte ich das Spiel bei Ravensburger vorführen. Würfel-Fussball löste aber keine Begeisterungs-Stürme aus. Immerhin nahmen sie den Prototypen mit, gaben aber zwei Monate später eine Absage: "Sportspiele verkaufen sich nicht."




Ein paar Figuren vom allerersten Würfel-Fussball-Prototypen 2003. Die zugehörigen Spieler hatte ich "Holzer" und "Linse" genannt.

Im Mai 2004 war mein Debüt beim Göttinger Spiele-Autoren-Treff. Drei Prototypen hatte ich dabei, unter anderem den Würfel-Fussball.



Würfel-Fussball und rechts daneben "Einparken bis zum Abwinken"

Es gab einiges Interesse am Würfel-Fussball. Auch Corne van Moorsel schaute, spielte sogar eine Testpartie. Corne ist Autor von "Street Soccer", was schon 2004 ein bekanntes und beliebtes Brett-Fussballspiel war.
Seitenbemerkung: In meinen Augen ist van Moorsel der beste niederländische Spiele-Erfinder. (Niek Neuwahl zähle ich hier als Italiener.)

Im Juni 2004 nahm ich einen neuen Anlauf und schickte Würfel-Fussball an den Noris-Verlag. Sie bissen an, aber die Verhandlungen zogen sich elend lang hin. Es ging hauptsächlich um einen eigentlich unnötigen Disput: Sollte der Name des Autors (also meiner) auf der Spieleschachtel erscheinen oder nicht? Erst im Juli 2005 wurde der Vertrag unterschrieben. Ich hatte mich durchgesetzt: Ingo Althöfer stand auf Verpackung und Spielbrett.



Finale - Edition 2005. Finden Sie meinen Namen auf der Schachtel!

Noris wählte den Titel "Finale". Später stellte sich heraus, dass diese Entscheidung suboptimal war: Schon zur WM 1998 hatte Kosmos ein Karten-Fussball-Spiel von Oliver Abendroth mit genau diesem Namen auf den Markt gebracht.

Aus einer Sicht war es ein Glücksfall, dass die Verhandlungen mit Noris so lang dauerten. In der Zwischenzeit hatte mein ehemaliger Student Dr. Jörg Sameith sein Computer-Programm McRandom entwickelt. Für eine grosse Klasse von Brettspielen muss man nur die Regeln "eingeben", und McRandom spielt das Spiel sofort ziemlich ordentlich. Durch lange McRandom-Serien von Computer-vs-Computer-Spielen lernten wir, dass Würfel-Fussball auf einem 7 x 5-Brett (statt 6 x 5) viel besser funktioniert. Insbesondere gibt es dann fast keine Partien mehr, die ohne Tor in einem Patt enden. Übrigens, erst durch McRandom wurden mir auch die strategischen Elemente von Würfel-Fussball bewusst: gegen das Programm hole ich, wenn ich mich voll anstrenge, gerade mal 40 % der Punkte.

Noris veröffentlichte vier Editionen von Finale, alle in verschiedenen Schachteln.



Finale, Edition 2006.



Finale = Döntö, Ungarische Edition 2006.




Finale, Edition 2008.
Der Ball fliegt zwischen dem bekanntesten Berg der Schweiz (Matterhorn) und dem Grossglockner (höchster Berg Österreichs) hindurch. Die Fussball-EM 2008 fand in diesen beiden Ländern statt.

Der Vertrag mit Noris endete 2008, und ich wechselte zu Kosmos. Kosmos gestaltete Material und Schachtel völlig neu, wählte auch einen anderen Namen. Für die WM 2010 erschien das Spiel als "Torjäger" auf dem Markt. Am allermeisten gefällt mir bei Torjäger das alternative Spielbrett auf der Rückseite des normalen Plans: Es ist, ganz in grau gehalten, eine schmuddelige Downtown-Strasse, mit leeren Flaschen und Müllcontainern an der Spielfeldseite. In der Mitte des Spielfeldes befindet sich ein Kanaldeckel, fast wie der Eingang zu einem schwarzen Loch.





Torjäger: Fussball zwischen Hochglanz und Gosse

Bis Ende 2017 waren schon mehr als 240.000 Exemplare von Finale und Torjäger verkauft. Einige Leute, auch Besprecher für Spielemagazine und Webseiten, dachten, dass Finale nur ein billiger und wenig schöner Abklatsch von "EinStein würfelt nicht!" sei. Diese Webseite soll auch erklären, wie und in welcher Reihenfolge die beiden Spiele wirklich entstanden.

Alex Randolph, ein Grossmeister unter den Spiele-Erfindern, prägte das Sprichwort: "Ein Spiel ist nicht dann fertig, wenn man nichts mehr hinzufügen kann. Es ist fertig, wenn man nichts mehr wegnehmen kann!"

In diesem Sinn ist Ewn näher an Vollendung als Würfel-Fussball: die Spielfeld-Grösse wurde reduziert von 7*5 + 2 auf 5*5, die Zahl der Spielsteine pro Spieler von elf auf sechs. Auch der Schlagmechanismus macht Ewn leichter und schneller - beim Würfel-Fussball gibt es überhaupt kein Schlagen.


Epilog

Im September 2004 zeigte ich "EinStein würfelt nicht!" Dr. Reinhold Wittig, dem rastlosen Göttinger Spiele-Autoren-Guru und Macher der Wander-Ausstellung "Gott würfelt nicht". Deren Start war für 2005 geplant. Wittig kriegte sich vor Begeisterung über das Spiel nicht mehr ein, nachdem er es eine halbe Nacht lang mit Max Kobbert ausprobiert hatte - mit einem Glas Wein in der einen Hand und dem Würfel in der anderen. Er veröffentlichte Ewn in seiner Edition Perlhuhn und machte es zum Begleitspiel der Ausstellung.




Edition Perlhuhn: EinStein würfelt nicht!
Mit schwarzem Spielplan und Robotern in Rosa und Blau als Figuren.

Reinhold Wittig ist ein sehr freundlicher Mann. Er erlaubte, eine weitere Edition von "EinStein würfelt nicht!" in meinem kleinen 3-Hirn-Verlag herauszubringen.



Steinige Version von "EinStein würfelt nicht" aus dem 3-Hirn-Verlag


Online kann Ewn auf zwei englisch-sprachigen Spiele-Servern gespielt werden: auf Little Golem und bei MasterMoves.
Von 2005 bis 2008 gab es EinStein würfelt nicht auch auf dem Server inetplay von Peter Bach. Peter hatte die erfolgreiche Idee, die Startstellung der Steine nicht durch die Spieler wählen zu lassen, sondern jeweils zufällig vorzugeben. Dadurch wurde das Spiel deutlich abwechslungsreicher.
Als Richard Malaschitz EinStein 2006 für seinen LittleGolem implementierte, übernahm er von inetplay die zufällige Startaufstellung der Figuren. Zusätzlich führte er das Format "Best of Five" ein. Es wurden in einer Paarung so lange Partien gespielt, bis einer der beiden drei Siege zusammen hatte. In jeder Einzelpartie hatte derjenige den ersten Zug, der die vorige Partie verloren hatte.


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